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Niederbayrische Bauern schauen über den Zaun PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Leopold Graf Deym   
Montag, den 16. Juni 2014 um 08:05 Uhr

Es ging einige Zeit ins Land bis wieder an die Besuchsfahrten zu landwirtschaftlichen Betrieben in Böhmen angeknüpft werden konnte. Vor Jahren karrte ich selber Landwirte herüber und hinüber, um durch stärkere Zusammenarbeit an der Basis die Chancen beider Nachbarn zu fördern und Informationsmängel und Vorbehalte abzubauen. Dann engagierte sich einige Zeit das Bay.Landwirtschaftsministerium. Trotz der Gründung der Europaregion Donau-Moldau (EDM), durch die der ländliche Raum in Bayern, Österreich und Tschechien zwischen den urbanen Zentren gestärkt werden soll, verringerte sich der für ein gemeinsames Europa so wichtige persönliche Bezug in und zur Landwirtschaft wieder.

 

Wie immer braucht es engagierte und bewegliche Menschen, um Ideen in Taten umzusetzen. Der Vorsitzende des Bauernverbandes im Landkreis Rottal-Inn, Bürgermeister Etzel aus Egglham ließ sich Mitte des Monats für eine Tagesexkursion ins benachbarte Südböhmen gewinnen. Neben der Kreisbäuerin Paula Hochholzer füllten die Obmänner des Bauernverbandes und die Ortsbäuerinnen den Bus. Die Geschäftsstelle übernahm intern die Organisation und Versorgung während ich die Programmpunkte in Böhmen vorbereitete und die lange Busfahrt nutzte, um mit Hintergrundinformationen das Wissen um unsere Nachbarn und die Bedingungen der Landwirtschaft zu verbessern. Als Nichtlandwirt dienten mir Artikel der beiden deutschsprachigen Zeitungen in Böhmen als Informatinsquellen über landwirtschaftliche Themen so z.B. „Agrarkammer fordert mehr EU-Subventionen“, „tschechische Bauern sollen umweltfreundlicher arbeiten – oder auf einen Teil ihrer EU-Subventionen verzichten“, Die polnische Landwirtschaft zeigt, daß wir die letzten zehn Jahre in der EU nicht hätten vergeuden müssen“, Ministerium will den einheimischen Obst- und Gemüseanbau fördern“, „Das Essen kommt aus dem Ausland. Tschechien importiert Großteile der landwirtschaftlichen Erzeugnisse“, „ Während die Fleischproduktion in Tschechien rückläufig ist, sind die Kosten dafür gestiegen“. Bayern ist das wichtigste Import- und Exportland für die Tschechische Wirtschaft.

Mit gastfreundschaftlicher Erfrischung begann dann in Nemjice der praktische Teil der Besichtigungs- und Kontaktfahrt. Nemjice ist der Hauptsitz der LPG, die auch die Felder der Jugendschloß Drazic s.r.o. bewirtschaftet. Großes Interesse fand die technische Ausrüstung und die gut ausgerüstete Werkstaat, der Vergleich von Preisen, Kunstdüngerausbringung, Ernteerträgen, Milchleistungen und vieles mehr. Auch die Auskunft im Kuhstall, daß das Verbleiben der Hörner zu keinen Verletzungen führt, stieß auf Erstaunen. Insgesamt zeigten die vielen Fragen, welch großes Interesse an praktischem Erfahrungsaustausch besteht.

 

Im Gemeindegasthaus in Drazic wurde das Mittagsessen, böhmischer Schweinebraten, eingenommen. Auch das Bier der Brauerei Kozel fand Zuspruch. Nicht leicht war der Aufbruch aus dieser geselligen Runde, aber die Zeit verflog. So mußte Die Besichtigung des Jugendschlosses Drazic auch auf ein Minimum reduziert werden.

 

Fast zwischen den Kühltürmen des AKW Temelin hindurch ging es nach Budweis zur Landwirtschaftsschule. Durch verschiedene unglückliche Umstände mußten wir mehr Nerven und Zeit investieren, um unser Ziel zu erreichen als allen Beteiligten lieb war. Trotz reichlicher Verspätung und Freitag Nachmittag wurden wir freundlich empfangen und ausführlich informiert, auch von einem Vertreter der Landwirtschaftskammer, der gleichzeitig auch eine LPG leitet. Die Ausbildung von Landwirten mit den verschiedenen Schwerpunkten unterscheidet sich erheblich von unserer. Hier liegt stärkeres Gewicht auf der Schule und nicht im „Betrieb“. Große Heiterkeit erntete die Antwort auf die Frage: wie man mit der EU zu recht komme. „Mit der EU schon, aber mit den verteilenden Beamten nicht“.

 

Leider war die Zeit für den Ausflug zu knapp bemessen. Das zeigt, daß das Interesse größer ist, als daß man es mit einem Tagesausflug stillen könnte. Die regen Nachfragen, die gute Stimmung, die freundschaftlichen Begegnungen, die vielen Eindrücke- nicht zuletzt von der schönen Landschaft- ließen die Fahrt aus meiner Sicht als vollen Erfolg  und als brauchbares „Vehikel“ erscheinen, um Land und Leute zueinander zu bringen und Europa, oder hier die Europaregion, für den Bürger erfahrbar und attraktiv zu machen. Es bleibt zu hoffen, daß der Bay.Bauernverband, der von der Agrarkammer in Budweis ohnedies schon kontaktiert wurde, ebenso wie das Bay.Staatsministerium entsprechend den politischen Aussagen in der Regierungserklärung, die Nachbarschaftsstrategie mit Böhmen, speziell auf dem Gebiet Ernährung und Energie, weiterentwickelt und umsetzt.

 

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