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Die tschechische Kirche feiert die Heilige Aneschka als Siegerin über den Kommunismus PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Leopold Graf Deym   
Freitag, den 29. November 2019 um 00:00 Uhr
Ein Lichtblick in der Post voller Bettelbriefe war Anfang November eine Einladung von Erzbischof Duka zum 16.11. d.J. nach Prag. Erinnerungen an meinen ersten Aufenthalt bei (damals) Weihbischof Frantischek Lobkowicz mit meinen fünf Patensöhnen noch zur kommunistischen Zeit im erzbischöflichen Palais auf dem Radschin wurden ebenso wach wie die Teilnahme an den Feierlichkeiten anlässlich des 700 jährigen Krönungsjubiläum von Jan von Luxemburg, der die letzte Przemyslidin geheiratet hatte. Ein engagierter tschechischer „Hofgenealoge“ hatte herausgefunden, daß unsere Familie zu seinen Nachkommen zählt. Und so setzte sich mein Name vermutlich in einer Adressliste fest. Insgeheim hoffte ich, daß die Einladung auch in Zusammenhang mit meinem Engagement in Böhmen und der Unterstützung der Arbeit der Europaregion- Donau- Moldau steht. Der Freude mußten Taten folgen.

Nach Übersetzung der Einladung wurde mir klar, daß es um ein Hochamt im Veitsdom mit anschließendem Empfang im erzbischöflichen Palais ging anläßlich der „ Samtenen Revolution“ und der Heiligsprechung der Heiligen Aneschka. Mein Brückenkopf in Südböhmen und eine Verwandte in Prag halfen die nun anstehenden Hürden zu überwinden und so tauchte ich am 16.11. staunend und dankbar in Kultur, Geschichte und Feierfreude unserer Nachbarn ein. Nicht zuletzt durch eine auf den reservierten Plätzen im Dom, dessen hohes Gewölbe die Sonne langsam vergoldete, ausliegende Schrift, begann sich mir langsam der Zusammenhang zwischen der HL.Aneschka und dem Ende des Kommunismus vor 30 Jahren in Böhmen zu klären. Aneschka lebte von 1211 bis 1282. Sie war die Tochter des Premyslidenfürsten Ottokar I. Sie ließ sich nicht in seine Machtpolitik verstricken. Aneschka sollte den Kaisersohn Heinrich oder den englischen Königssohn des gleichen Namens heiraten. Stattdessen  förderte sie das Reich durch eine Ordens –und Klosterstiftung in Prag. Auf Betreiben von Kardinal Schwarzenberg wurde sie von Pius dem IX 1874 selig gesprochen. Der HL. Johannes Paul II, der erste slawische Papst, war nach weitgehendem Urteil der Historiker mit der erfolgreichste Kämpfer gegen  den Kommunismus. Nicht ohne kirchenpolitische Strategie erhob er Aneschka am 12. 11. 1989, auf Betreiben von Kardinal Tomaschek, zur Heiligen.

Am Tag der Heiligsprechung kamen nach der Messe im Veitsdom auf dem Letna-Hügel ca. 750000 Personen zu Demonstrationen zusammen. Das brachte die „ Samtenen Revolution“ endgültig ins Rollen und war nicht mehr aufzuhalten. Am 29. Dezember war dann mit der Wahl von Vaclav Havel der kommunistische Spuk vorbei. Seitdem wird der Fürsprache der HL.Aneschka  die Befreiung Böhmens vom Kommunismus zugeschrieben und sie entsprechend gefeiert. Man könnte sagen, die Nationalheiligen Wenzeslaus und Nepomuk haben eine hl. Schwester bekommen.      
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Und wie am 16.11. zum 30. Jubiläum der HL Aneschka und der neuen Republik gefeiert wurde! Die kirchliche Feier hatte einen Vorläufer im Vatikan. Während des fast dreistündigen Hochamtes in Prag waren immer wieder Bilder davon auf einem Bildschirm eingeblendet. Vor dem Veitsdom parkten die Übertragungswägen. Der Dom war voll, im vorderen Teil ca. 250 reservierte Plätze. Hauptzelebrant war Kardinal Dziwisz, polnischer Primas aus Krakau.
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Er war zur Zeit der Heiligsprechung Sekretär von Johannes Paul II. Zweiter Hauptzelebrant war Dominik Kardinal Duka, Erzbischof von Prag und Primas von Tschechien. Neben dem Nuntius Charles David Balvo fungierten noch zwei weitere Bischöfe als Hauptzelebranten.
Unter den weiteren 20 Konzelebranten, die auch z.T.aus den anderen mittelosteuropäischen Staaten stammten, sollte auch Bischof Frantischek Lobkowicz aus Ostrau sein, dessen schlechter Gesundheitszustand aber eine Teilnahme verhinderte. Für den byzantinischen Ritus nahm der apostolische Exarch Ladislav Hutschko teil. Spätestens da spürte man byzantinische Elemente in Feierlichkeit und Intensität durch die Gotik des Domes wehen. Weder Kerzen noch Ministranten ließen sich zählen. Chor und Volk wechselten sich musikalisch ab. Prolog, Predigt und Begleittext waren mit politischen Manifesten von damals (u.a. von Kardinal Tomaschek)  gespickt. In den Fürbitten konnte man Helmut Kohl entdecken.
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Den Abschluß des Festgottesdienstes bildeten Auszeichnungen an politisch verdiente Kirchenvertreter. Nicht minder festlich und großzügig war der anschließende Empfang für die geladenen Gäste im erzbischöflichen Palais, gegenüber dem Präsidentenpalast. Regierungsvertreter und Politiker sah ich keine. Ist schon allein das barocke Palais eine Sehenswürdigkeit, so übertrafen die angebotenen Leckerbissen und Gaumenfreuden jede Erwartung. Entsprechend intensiv und unkompliziert flossen  die Gespräche. Ich hatte überhaupt keine Schwierigkeit, an den Gastgeber heranzukommen, ihm meinen Dank auszusprechen, ihm weiter den Schutz der HL. Aneschka zu wünschen und ihm ein kleines Geschenk aus Bayern zu überreichen. Bereitwillig ließ er ein Erinnerungsfoto machen. Dazu führte er mich in den Erker, in dem er anläßlich der Beerdigung von Kardinal Tomaschek 1992 mit Helmut Kohl sprach. Meine weiteren Kontaktgespräche u.a. mit den Oberen der Zisterziensern, Jesuiten und Prämonstratensern waren sehr interessant  und freundschaftlich. Einmal mehr wurde deutlich, wie nützlich und wichtig gemeinsame Foren, Feste und Zusammenschlüsse für ein christliches Europa sind. Vielleicht kann die HL.Aneschka auch hier zu einer Weiterentwicklung mithelfen.
 

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