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Ein Blick auf die Schätze und Schattenseiten des Böhmerwaldes PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Leopold Graf Deym   
Donnerstag, den 02. Juni 2016 um 17:23 Uhr

Buchwald ( heute Bucina) mit seinem Hotel „ Zur Alpenaussicht“ auf über 1000 m war das „Basislager“ für unsere Expedition in das natur- und schicksalsreiche Waldgebiet dicht an der bayerischen Grenze. Im Rahmen der Frühjahrsversammlung unseres deutsch-tschechischen Freundeskreises drangen wir ein in die Geheimnisse und den Zauber des Böhmerwaldes, die große Liebe unserer Führerin Frau Penickova, die uns an ihrer Begeisterung teilhaben ließ. Allein das Tal der jungen Moldau, hier die „warme“, die seit ihrer bayerischen Quelle bei Finsterau von einem Rinnsal schon zu einem eisenhaltigen großen Bach anschwoll, gesäumt von einem gelben Band von Sumpfdotterblumen, verzaubert lieblich und romantisch die abgelegene Gegend und scheint einem in eine schönere und bessere Welt entführen zu wollen. Die Zivilisation honoriert diese Leistungen mit dem Status des „Naturschutzgebietes“.

Freie und gerodete Flächen waren hier schon früh besiedelt, auch von Bayern aus. Wald und Winter führten zu besonderen Lebensbedingungen. Holz, Glas, Granit wurden gewonnen und gehandelt. Der „Goldene Steig“ als abenteuerlicher Transportweg sorgte für Verkehr, Erwerb und Verbindung. Aber auch der Schmuggel war hier entlang der Grenze zu allen Zeiten gängiger Broterwerb. Wer keine Arbeit daheim fand, ging als „Saisonarbeiter“, oft als Musiker, in die Welt. In den Romanen von Klostermann, der neben Stifter und dem noch unbekannten Johann Peter den Böhmerwald literarisch erschloß, finden sich dazu einprägsame Schilderungen.

 

Wie auch andernorts treten hier Adelsfamilien als Besitzer und Brotgeber auf den Plan. So hatte Filip Graf Kinsky eine Glashütte und Wilhelm Graf Wurmbrand baute in Außergefild  (heute Kvilda) im 19.Jh.ein hölzernes Schloß und schließlich stieg Fürst Schwarzenberg im großen Stil in den Holzhandel und auch in die Ansiedelung seiner Holzarbeiter ein.

Grenzlage und Verborgenheit führten im 20.Jh. dann zum Mißbrauch des Waldes aus politischen Gründen. So befanden sich in Franzensthal eine Produktionsstätte von Junkers Flugmotoren mit Kriegsgefangenen, die am Kriegsende in Buchenwald ermordet wurden. Sowjetische und französische Kriegsgefangene waren in einer Holzhütte in der Nähe der Moldauquelle inhaftiert und zu Zwangsarbeit im Wald gezwungen. Überlebende sind nicht bekannt.

 

Ab den 30 er Jahren des 20.Jh. begann dann der Menschenschmuggel aus politischen Gründen. Erst flohen in Deutschland Verfolgte mit Führern in die CSSR, ab 1948  Bürger aus der CSSR nach Bayern. Auch der Warenschmuggel setzte wider ein. Waren es früher oft Ochsen nach Bayern so ging es jetzt um Beschaffung technischer Geräte aus Bayern.

Wir besichtigten einen Schmugglerweg mit Gedenkstein für die Flüchtlinge und ihre Helfer.

 

Besondere Aufmerksamkeit wurde Fürstenhut ( heute Knizeni Plane) gewidmet, eines der deutschen Dörfer, deren Siedler 1945 vertrieben und deren Dörfer eingeebnet und deren Kirchen gesprengt wurden. Das Bemerkenswerte an Fürstenhut ist, daß dessen ehemalige, jetzt schon betagte ehemalige Bürger nach der „samtenen Revolution“ nach 1990 aus den Überresten der Grabstätten wieder einen Ort des Gedenkens und der Stille gemacht haben.

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Auf einem Abstecher nach dem bayrischen Mauth, zu Fuß 1 km bis zur Grenze und dem Wendepunkt des Linienbusses, legten unsere tschechischen Freunde an einer Erinnerungstafel zum Gedenken an die vertriebenen Deutschen, auch im Gedenken an zwei deutsche Jugendliche , die 45 von tschechischen Gardisten über die Grenze entführt wurden, dort zu Tode gequält und schließlich in Mauth beerdigt wurden, ein Gebinde nieder. In einem Treffen mit dem 2. Bürgermeister von Mauth und freundschaftlicher Unterhaltung bei  Kaffee und Kuchen in der Sonne klangen die Erinnerungen an die dunklen Zeiten und das harte Leben im Wald aus.

 

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